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Das kann passieren, wenn man nach Jahren alte Bekannte trifft, die man dann nur noch auf Facebook sieht. So war das auch mit Theo Ganter, einem ehemaligen Fußball-Kollegen (ja ja, ich habe auch mal Fußball gespielt...), der eines Tages neben mir in der Buchandlung stand, absichtlich, eigentlich nur, um mit mir mal einen Kaffee zu trinken:

 

Theo: ...und dann sehe ich auf Facebook deinen Namen und denke: Wow, jetzt schreibt er sogar. Also hab ich mir „Keine Rückkehr“ bestellt und gelesen.

Ich: Standardfrage, wie hat's dir gefallen?

Theo: Sehr gut! Sehr spannend! Tolle Dialoge! An manchen Stellen wie ein Film. Aber, puuh! An manchen Stellen auch harter Tobak! Wie kommst du nur auf solche Sachen?

Ich: Speziell bei diesem Buch war es eine kleine siebenzeilige Nachricht unten rechts auf Seite 3 der Ultima Hora. Das ist eine spanische Tageszeitung auf Mallorca.

Theo: Aber in sieben Zeilen kann ja nicht allzu viel stehen?!

Ich: Da hast du recht. Doch ich bin neugierig geworden und hab angefangen zu recherchieren.

Theo: Was war der Inhalt dieser Zeilen?

Ich: Sinngemäß ging es darum, dass zum dritten Mal eine nackte Frauenleiche auf einem Felsen der Steilküste gefunden worden war. Zuvor wurde sie grausam missbraucht und erlitt dabei schwerste Verletzungen. - Mehr nicht.

Theo: Der Hintergrund ist also tatsächlich ein realer Fall, dem du dann nachgegangen bist?

Ich: Ja. Zunächst habe ich es über die Zeitung versucht, also über das Archiv. Das war allerdings nicht so ergiebig.

Theo: Wie ging's dann weiter?

Ich: Du wirst es nicht glauben, Kommissar Zufall hat mir geholfen. Abends in unserer Stammkneipe auf Mallorca sagte ich Toni, dem Wirt, dass es ja ganz schön schlimme Sachen auf der Insel gäbe und deutete auf den Zeitungsartikel. Er zog die Augenbrauen hoch, nickte mit dem Kopf einem anderen Herrn zu und meinte: Da hast du gleich den richtigen Ansprechpartner. - So lernte ich Antonio Corzar kennen.

Theo: Der Name steht auch in deinen Büchern.

Ich: Ohne ihn und Dr. Furlan wäre ich nicht weit gekommen. Nach dem Prolog wäre Schluss gewesen.

Theo: Was hat er mit dem Fall zu tun?

Ich: Nichts.

Theo: Bitte? Ich versteh nicht und darf mich wundern.

Ich (lache): Nun, er war damals gerade frisch pensioniert, hatte aber noch die ersten beiden Fälle mitbekommen. Die waren dem dritten Fall sehr ähnlich. Und über die hat er zunächst – mit mallorquinischer Zurückhaltung – ein ganz klein wenig erzählt.

Theo: Einen davon erwähnst du ja auch in deinem Buch. Das Mädchen mit der Karte und dem Votivspruch aus Valldemossa.

Ich: Genau. Aus rechtlichen Gründen etwas anders dargestellt. - Antonio hat natürlich schnell herausgefunden, was ich in meiner Freizeit so mache und den Finger gehoben. Ich kann ja nicht einfach unveröffentlichtes Material im Buch verwenden oder irgendwelchen Quatsch schreiben.

Theo: Ich dachte immer Schriftsteller können alles: Erfinden, fantasieren und Helden schaffen.

Ich: In gewisser Weise dürfen sie auch das. Aber wenn du einen realen Fall zur Grundlage deines Buches machst, kannst du ihn zwar verändern, an deine Geschichte anpassen und so weiter, aber das, was du dazu dichtest, sollte nicht abstrus sein.- Ich habe versucht die vielen Facetten, die es in diesem Fall gab, in wenigen Personen widerzuspiegeln. So kam ich auf die Idee, Mircea (alias Florin) und Cristina die Hautrollen zu geben…

Theo: …und Cristina wiederum gibt es tatsächlich…

Ich: Das stimmt. Doch auch ihre Geschichte habe ich bei allem Wahrheitsgehalt so verändert, dass man die Person nicht identifizieren kann.

Theo: Sie heißt also auch nicht Cristina?

Ich: Nein, natürlich nicht.

Theo: Sondern? Verrätst du ihren richtigen Vornamen.

Ich: Aber auch nur diesen: Valentina.

Theo: Wie lange hast du dann an diesem Krimi geschrieben?

Ich: Eineinhalb Jahre. Inklusive der Recherchen. Für diese war ich öfter vor Ort und habe dann mich ein paarmal mit Antonio getroffen. Der hat sozusagen darauf geachtet, dass ich meinen Inspector Sanchez Olivero nichts Unrechtes machen lasse. Das spanische Recht hat doch ein paar Besonderheiten gegenüber dem deutschen Recht.

Theo: Machst du dir für deine Bücher einen Plan?

Ich: Ohne den geht es, glaub ich, nicht. Ich schreibe ohnehin nicht, solange ich nur eine Idee oder einen Plott habe. Erst wenn ich den ersten und letzten Satz weiß, lege ich, wenn überhaupt, los. Dann kann sich die Geschichte zwischen diesen beiden Sätzen entfalten, wie sie will – fast.

Theo: Und der erste und letzte Satz deines nächsten Buches lautet wie?

Ich: Der Erste: Sie waren zu dritt. Der Letzte: Wussten Sie eigentlich, dass ich Protestant bin?

Theo (lacht laut): Prima! Das Dazwischen ist doch wichtiger als ich dachte. Das Buch muss ich also lesen. Wie soll’s heißen?

Ich: Schlammschlacht.

Theo: Da bin ich wirklich gespannt!

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